Peinlicher und verlogener TALK bei Servus-TV: Profitquelle Wasser: Warum reicht sie nicht für alle? mit Wasserbürger-Kommentar (s.u.)

Sendung vom 27.02.15 | 11:15Talk im Hangar-7

Profitquelle Wasser: Warum reicht sie nicht für alle?

70 Prozent der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Aber nur ein kleiner Teil des Wasserschatzes ist Trinkwasser. Die Weltbevölkerung wächst, immer mehr Menschen verbrauchen immer mehr Wasser – und verschmutzen es. Der Klimawandel verschärft die Situation. Gleichzeitig wird Wasser zur Ware. Große Konzerne sichern sich den Zugang zu Quellen – und dies oft in Regionen, die bereits mit Wasserknappheit zu kämpfen haben.

Darf man mit Wasser Geld verdienen? Oder ist die Wasserversorgung eine staatliche Aufgabe, die nicht privatisiert werden darf? 2010 haben die Vereinten Nationen den Zugang zu sauberem Wasser zum Menschenrecht erklärt. Doch ist das nur ein idealistisches Ziel oder ein einklagbares Recht? Globale Initiativen wie „Waves for Water“ setzen sich seit Jahren für dieses Recht ein und helfen armen Ländern bei der Wasserversorgung.

Die technischen Möglichkeiten das weltweite Wasserproblem zu lösen, werden immer besser. In verschiedenen Experimenten zeigt der Chemiker Ulrich Kubinger beim Talk im Hangar-7, wie sich Abwasser mit innovativen Methoden und einfachen Verfahren kostengünstig reinigen ließe. Was fehlt zum weltweiten Durchbruch? Wie weit sind wir davon entfernt, rund sieben Milliarden Menschen auf der Welt mit sauberem Wasser zu versorgen?

Zu Gast sind:
Jon Rose, Surfer und Gründer der Initiative „Waves for Water“
Ulrich Kubinger, forscht im Bereich der Abwasseraufbereitung
Matthias Kolbeck, Sprecher eines internationalen Wasserkonzerns
Nunu Kaller, Greenpeace-Expertin
Max Dohmann, Professor für Wasserwirtschaft

Moderation
Helmut Brandstätter

KOMMENTAR

Profitquelle Wasser – österreichische Talkshow mit Veolia-Pressesprecher und Lügenbold Matthias Kolbeck

Leichtes Spiel hatte Matthias Kolbeck: Auf die Frage, ob man mit Wasser Geld verdienen dürfe, führte Kolbeck zum Vergleich das Beispiel eines Bäckers an. Auch dieser handelt mit Brot als Grundnahrungsmittel gewinnorientiert und niemand hätte etwas dagegen einzuwenden (O-Ton Kolbeck). Richtig Herr Kolbeck, nur dass jeder seinen Bäcker wechseln kann, wenn das Angebot des Bäckers in Preis und Qualität wenig überzeugend ist. Gegebenenfalls kann sich auch jeder sein Brot selbst backen. Letzerem steht im Fall der Wasserversorgung der Anschluß- und Benutzerzwang entgegen. Und im Fall eines natürlichen Monopols steht einem auch der Wechsel zu einem anderen Wasseranbieter nicht zu Verfügung. Selbst der eigene Brunnen und die eigene Kläranlage – selbstverständlich unter Befolgung sämtlicher behördlicher Auflagen – kann in ländlich dünn besiedelten Gebieten nicht in der viel zitierten Eigenverantwortung durchgeführt werden, weil  der Anschluß- und Benutzerzwang jeden Befreiungsschlag vereitelt.
In seiner dreisten Verlogenheit bereits schon wieder amüsant ist Kolbecks Statement zur öffentlichen Verantwortung der Kommunen. Wenn diese freilich die Wasserwirtschaft effizient und „nachhaltig“ für alle durchführen sollen, dann sollten die Kommunen mit der Durchführung am besten private Unternehmen wie Veolia beauftragen (O-Ton Kolbeck), weil diese doch so kompetent und effizient ihre Arbeit verrichten würden. Ob sich hier der Pressesprecher von Veolia als Kabarettist versucht? Schließlich verhält es sich doch so, dass die Kommune formalrechtlich die Verantwortung und vor allem das unternehmerische Risiko hält, während die privaten Anteilseigner als „Dienstleister“ durch Gewinngarantien in geheimen Verträgen maximale Renditen abzocken. Unter solchen „optimalen“ Bedingungen wird dann auch nicht einmal richtig gearbeitet, sondern das Abwassernetz kaputt gewirtschaftet, besser: kaputtgespart. So ist das Berliner Abwassersystem unter der Regentschaft der privaten Anteilseigner kaputtgespart worden (s.u.), so dass jetzt nach der völlig überteuerten Rekommunalisierung jedes Jahr über 100 Mio. € investiert werden müssen. Und da die privaten Anteilseigner bei den Berliner Wasserbetrieben darauf geachtet haben, im Vorstand die Personen für die technische und kaufmännische Leitung zu stellen, kann Kolbeck die Verantwortung für das Versagen auch nicht wie gewohnt auf andere abwälzen!

„Bei der laufenden Inspektion des Berliner Abwasserkanalnetzes wurden bislang 14.000 Schäden festgestellt, die gravierende Folgen haben können. Zu den Gefahren bei Schäden der so genannten Klasse 1A zählen Einsturzgefahr, starker Wassereintritt und Abwasseraustritt… Nach einer Studie der Stiftung Baugewerbe macht sich der Substanzverfall im Abwassernetz auch in der Qualität des Grundwassers bemerkbar. Die Umweltingenieurin Pia Paust-Lassen hat dafür sämtliche verfügbaren Daten zum Berliner Kanalnetz analysiert. Demnach zeigen die Ergebnisse der Messstellen im Innenstadtbereich teils stark erhöhte Werte von Ammonium und Bor, Rückstände aus Fäkalien und Waschmitteln. „Ein Indiz dafür, dass aus schadhaften Kanälen Abwasser austritt und Boden sowie Grundwasser kontaminiert„, folgert die Expertin. Große Teile des Berliner Grundwassers haben auch deshalb laut Europäischer Wasserrahmenrichtlinie keinen „guten chemischen Zustand“ (Quelle:Marode Infrastruktur ist Gefahr fürs Grundwasser Das Millionenleck in Berlins Abwasserkanälen. rbb Abendschau v. 19.12.2014).

Es ist schon peinlich, dass weder Servus-TV-Moderator Helmut Brandstätter noch die Greenpeace-Vertreterin Nunu Kaller der Darstellung von Kolbeck entgegentraten. Für Kaller ist es egal, ob die Wasserversorgung von Privaten oder Öffentlich durchgeführt wird, hauptsache es ist sauber (O-Ton Kaller). Ihr ging es überwiegend um die chemischen und mirkobalteriellen Rückstände. Auf die Bedeutung der Leitfähigkeit des Wassers und den Regulierungsvorstößen der EU ging sie bezeichnenderweise nicht ein.

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