Virtuelles Wasser
Die neueste Erfindung von Umweltschützern klagt die Verbraucher an
Von Udo Pollmer
Nach dem ökologischen Fußabdruck und dem CO2-Fußabdruck latscht nun der virtuelle Wasser-Fußabdruck durchs Internet und tritt den gesunden Menschenverstand mit Füßen.
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In der Dritten Welt leiden die Menschen nicht in erster Linie unter Wassermangel, weil wir deren Wasser verbrauchen, der Mangel ist gewöhnlich die Folge von Misswirtschaft. Metropolen wie Mexico-City oder Delhi leiten ihr Abwasser einfach ungeklärt in den nächsten Fluss – aber sie erzählen der Öffentlichkeit, sie hätten gute Abwassersysteme. Die Milliarden, die in die Wasserversorgung vieler Städte der Dritten Welt gepumpt werden, auch mit internationaler Hilfe, versickern dort so schnell wie das Trinkwasser in den maroden Leitungen. Vielerorts geht die Hälfte des Trinkwassers durch kaputte Rohre verloren. In den meisten Ländern gibt es genug Wasser, aber es wird vor Ort vergeudet. Eine Ausnahme von dieser Regel ist der Anbau von Baumwolle. Wer hier Ressourcen schonen will, darf gern auf Modeklamotten verzichten und statt Baumwollsocken Nylonstrümpfe tragen.
Abwasser muss geklärt werden, Trinkwasser muss aufbereitet und in sicheren Leitungen transportiert werden. Dann kann es immer wieder genutzt werden. Aber wenn wir pauschal virtuelles Wasser sparen, haben die Menschen in Afrika, Asien oder Südamerika keinen einzigen Tropfen mehr. Nach dem ökologischen Fußabdruck und dem CO2-Fußabdruck latscht nun der virtuelle Wasser-Fußabdruck durchs Internet und tritt den gesunden Menschenverstand mit Füßen…