4.12.2012, 18.30 Uhr, 3Sat: nano – Abweichende Meinungen zu Chemikalienverordnung „Reach“

Abweichende Meinungen zu Chemikalienverordnung

„Die Chemikalienverordnung der Europäischen Union „Reach“ ist seit Mai 2007 in Kraft. Doch für die Verbraucher hat sich seitdem nicht viel verändert.

Die Industrie hat noch keine Chemikalien vom Markt genommen. Weichmacher wie etwa DEHP, das im Verdacht steht Krebs auszulösen, werden nach wie vor verwendet. „Reach“ zielt auf den besseren Schutz von Mensch und Umwelt vor Schäden durch chemische Verbindungen ab. Krankheiten, die mit Chemikalien zusammenhängen, sollen besser verhindert werden können.

Bei einer Veranstaltung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und des Bundesumweltministeriums zogen Verteter aus Wirtschaft, Behörden, Gewerkschaften sowie Verbraucher- und Umweltschutzverbänden am 3. und 4. Dezember 2012 Bilanz zu fünf Jahren „Reach“. „Wir sind zunächst einmal sehr zufrieden, dass entgegen der Befürchtungen, die am Anfang da waren, Reach überhaupt funktioniert“, sagt Alexander Nies vom Bundesumweltministerium. „Dass die erste Registrierung der Massenchemikalien erfolgreich bewältigt werden konnte.“

„Die schon bekannterweise gefährlichen Stoffe müssten endlich auch auf diese Verbotsliste gelangen“, sagt Umweltschützerin Patrizia Cameron vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Die Daten liegen im Grunde vor und die Stofflisten gibt es auch, aber man ist eben doch lieber am Diskutieren als am Handeln. Es müsste im Sinne des Verbrauchers doch viel schneller vorangehen.“

Während den Umweltschutzverbänden Reach noch nicht weit genug geht, klagen Vertreter der Industrie über die Kosten: „Die Kosten sind erheblich, jedes Registrierungsdossier hat im Schnitt 50.000 bis 100.000 Euro gekostet“, sagt Gerd Romanowski vom Verband der Chemischen Industrie. „Das ist bei den großen Stoffen, die auch den entsprechenden Umsatz erwirtschaften tragbar, wir werden sehen, ob das bei den kleineren Stoffen, die jetzt in den nächsten beiden Registrierungsfristen kommen, auch noch so ist.“

Informationslage zu Chemikalien ingesamt besser

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, zog im Mai 2012 ein insgesamt positives Fazit für „Reach“. Dieses sei „das richtige Instrument“. Die Einführung des Registers sei eine „Zeitenwende in der europäischen Chemikalienpolitik“ gewesen. Davor sei „beängstigend wenig“ über die Auswirkungen von Chemikalien auf Umwelt und Gesundheit bekannt gewesen, betonte er. Es gebe eine ganze Reihe von Chemikalien, die Krebs auslösen oder das Erbgut verändern könnten. In dem europäischen Chemikalienregister muss die Industrie die verwendeten Stoffe registrieren lassen und in Dossiers Auskunft über die Chemikalien geben.

Laut Flasbarth wurden seit Einführung von „Reach“ 5500 Stoffe registriert. 73 davon seien als besorgniserregend eingestuft worden, 14 unterlägen inzwischen einer Regulierung. Allerdings gebe es auch noch Schwachstellen, fügte Flasbarth hinzu. Nicht alle Unternehmen nähmen ihre Verantwortung hinreichend wahr. Unzulängliche Dossiers müssten daher künftig von der europäischen Chemikalienagentur auch zurückgewiesen werden können.

Auch gehe die Identifizierung besorgniserregender Stoffe zu langsam voran, bemängelte Flasbarth. Hier müsse auch über eine Beweislastumkehr nachgedacht werden, wodurch die Unternehmen die Ungefährlichkeit bestimmter Chemikalien nachweisen müssten. Ferner sei die Information der Verbraucher über die in „Reach“ registrierten Stoffe zu kompliziert.“

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4.12.2012, 18.30 Uhr, 3Sat: nano – Abweichende Meinungen zu Chemikalienverordnung „Reach“

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