31.10.2012, 22.25 Uhr, 3Sat: Im Dienst der Wirtschaftsmafia – ein Paradebeispiel für die (neoliberale) Stimmungsmache empörter Wutbürger

Empörung wird nicht nur in diesen Zeiten groß geschrieben. Es ist spätestens mit dem analytischen Meisterwerk „Die Schock Strategie“ von Naomi Klein bekannt, wie sogenannte Entwicklungsländer in die Knie gezwungen werden. Diese Politik benötigt freilich ihren Unterbau und ihre Helfershelfer. Und in diesem Fall kommt die Publikation Bekenntnisse eines Economic Hit Man (engl. Confessions of an Economic Hit Man aus dem Jahr 2004), veröffentlicht als Autobiographie von John Perkins genau zur rechten Zeit, um die neoliberale Politik in ihren realpolitischen Auswüchsen darzustellen. Und dass sich auch die Filmschaffenden dieser Thematik annehmen, war nur eine Frage der Zeit – in diesem Fall wurde der Film im Jahr 2007 uraufgeführt. Problematisch ist nur, dass bei all der berechtigten Kritik, die Rezipienten allein mit sich zurück bleiben und in diesen Beiträgen die Frage nach den Alternativen und Auswegen defintiv zu kurz kommen. Kurz: Der Analyse und Diagnose folgen in der Regel keine Vorschläge für therapeutische Maßnahmen und so bleibt er zurück, der empörte Wutbürger, und wird somit zum Bauernofper einer Protest-Maschinerie, die systemkonforme Proteste organisiert und peinlich genug darauf achtet, dass der Protest nicht aus dem Ruder läuft.
Gerade war die Kritik an der Globalisierung betrifft, da sollte es allen ganz gehörig zu denken geben, dass Wissenschaftlern mit Problemlösungsvorschlägen nicht das öffentliche Forum zugestanden wird, das sie eigentlich verdienen. Die entwicklungspolitischen Vorschläge des Sozialwissenschaftlers und Konfliktforschers Dieter Senghaas hätten wiederum einen medienpolitischen „Hit Man“ benötigt, der ihm die benötigte Aufmerksamkeit organisiert.
Tonsignal in mono

Im Dienst der Wirtschaftsmafia

(Apology of an Economic Hit Man)

Ein Geheimagent packt aus

Dokumentarfilm von Stelios Koul, USA 2008

Länge: 90 Minuten

John Perkins war ein „Economic Hit Man“, ein Wirtschaftskiller. Seine Aufgabe war es, Entwicklungsländer zu besuchen und den Machthabern überteuerte Großprojekte zu verkaufen, die sie in wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA brachten. John Perkins wurde von einer internationalen „Beratungsfirma“ im Auftrag der National Security Agency (NSA) als Geheimagent entdeckt und ausgebildet. Nach zwölf Jahren stieg er aus. Weitere zwei Jahrzehnte später hatte er den Mut, auszupacken. Auslöser dafür war die Frage „Warum hassen sie uns so?“, die Präsident George W. Bush nach den Anschlägen am 11. September 2001 gestellt hatte. Heute leitet John Perkins die Organisation „Dream Change Coalition“, die zusammen mit den indigenen Völkern Südamerikas deren Umwelt und Kulturen zu schützen versucht.
Der Dokumentarfilm „Im Dienst der Wirtschaftsmafia – Ein Geheimagent packt aus“ von Stelios Koul begleitet den ehemaligen Agenten Perkins bei seinem Versuch, mit sich selbst ins Reine zu kommen, sich in öffentlichen Debatten für seine Aktionen im Staatsauftrag zu entschuldigen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Der Film liefert dabei spannende Einblicke in das Netz der modernen Wirtschaftsmafia.
(ORF)

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