7.10.2012, 12.00, Schaubühne: Colin Crouch »Postdemokratie: Ist die Demokratie am Ende oder nur die Verkrustung, die sie gelähmt hat?«

»Streitraum« »Postdemokratie: Ist die Demokratie am Ende oder nur die Verkrustung, die sie gelähmt hat?« 

Colin Crouch im Gespräch mit Carolin Emcke
am Sonntag, d. 7.10.2012, 12 Uhr in der Schaubühne am Lehniner Platz (Kurfürstendamm 153)

Seit Colin Crouchs Thesen zur Postdemokratie schwelt die Debatte um den Legitimationsverlust der klassischen repräsentativen Demokratie. Bedeutet die Diagnose von der Krise der Institutionen ein Versprechen auf Re-Politisierung der Gesellschaft, der zivilgesellschaftlichen Akteure? Oder besteht die Demokratie nur noch aus der formalen Hülle ihrer Institutionen, die durch eine elitäre Kultur von Experten ersetzt wurde? Gerade in der Finanzkrise scheint der Mangel demokratischer Verständigungsprozesse im eiligen Tempo marktförmiger Entscheidungen der politischen Akteure besonders eklatant. 

Liegt in der postdemokratischen Phase eine Wiederbelebung der demokratischen Intuitionen, die sich nur in anderen Genres des politischen Engagements äußern? Wenn es stimmt, dass wir im Moment eine doppelte Krise der Repräsentation erleben, eine der parlamentarischen Demokratie und ihrer Partei-Politik und andererseits der Medien, die sie kritisch begleiten und hinterfragen sollen, dann muss sich der Streitraum auch mit der Frage nach dem Ort und der Sprache gesellschaftlicher Selbstverständigung beschäftigen: Welche anderen Sprachen der Vermittlung könnten das sein, über die sich soziale Bewegungen oder bislang eher ausgeschlossene Milieus artikulieren können? Welche Rolle spielen dabei Theater, Film und Social Media? Wie wirkt sich der Strukturwandel der Öffentlichkeit auf die Chancen demokratischer Veränderungen aus?

Colin Crouch wurde 1944 geboren. Soziologiestudium an der London School of Economics and Political Science. 1975 Doktor der Philosophie an der Oxford University. Von 1972–2004 lehrte er u. a. an der Oxford University und am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Seit 1997 ist er Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung und seit 2005 Leiter des Institute of Governance and PublicManagement an der Warwick Business School. Er ist Mitglied der BritishAcademy. Zu seinen Publikationen zählen u. a. »Postdemokratie« (2008) und »Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus: Postdemokratie II« (2011), wofür er 2012 den Preis »Das politische Buch« der Friedrich-Ebert-Stiftung erhielt.

Der Streitraum will sich in der Spielzeit 2012/13 den systematisch-philosophischen Fragen stellen, die seit den Publikationen von Colin Crouch und Jacques Rancière den europäischen Diskurs bewegen. Wie immer werden jedoch auch Künstler und Filmemacher eingeladen, mit anderen Mitteln und Formen der Auseinandersetzung unsere Gesprächsreihe zu bereichern. Gezeigt und verhandelt werden sollen Videos, Filme und Performances neben philosophisch-soziologischen Analysen und Theorien.

Moderiert wird der Streitraum seit 2004 von der Publizistin Carolin Emcke. www.carolin-emcke.de

Der Streitraum ist eine Veranstaltung der Schaubühne am Lehniner Platz und der Bundeszentrale für politische Bildung. www.bpb.de

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