Die andere Presseschau: Spekulationsobjekt Wasser: Neuste Meldungen zur Kapitalisierung des Wassergeschäfts

Durch die Finanzkrise sind viele Anleger verunsichert und suchen Anlagen mit realem „Wertschöpfungsbezug“. Entsprechend reagieren die Banken, indem diese nicht nur Rohstoffmärkte, sondern auch die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und Wasser zum Spekulationsobjekt erheben. Besonders zu beklagen ist, dass sich an dieser Form der Spekulation auch die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken beteiligen (s. den Artikel Trinkwasser ist ein Megatrend an der Börse in der WELT vom 24.3.2012):

Thomas Koch schreibt: „… Eine im direkten Vergleich sehr überzeugende Performance von 120 Prozent hat auf Sicht von drei Jahren das 2005 von der Raiffeisen Centrobank (RCB) aufgelegte Open End Zertifikat auf den hauseigenen „Raiffeisen Wasser Basket“ erzielt. Seit Auflegung vor sieben Jahren ging es um knapp 40 Prozent nach oben… Durch diese starre Vorgehensweise kommt der brasilianische Wasserversorger Sabesp aktuell auf einen Anteil von fast 30 Prozent in dem Portfolio. Die Top 3 bestimmen zusammen über 60 Prozent der Performance. Eine echte Diversifikation ist damit kaum noch gegeben (WKN: RCB2EQ)…

Fazit: Anleger, die sich für die potenziellen Profiteure des notwendigen Kampfes gegen die langfristig drohende Wasserknappheit interessieren, finden am Markt zahlreiche Produktlösungen. Sinnvoll erscheinen dabei kostengünstige Konzepte, bei denen die Zusammensetzung und Gewichtung der Werte regelmäßig überprüft wird, so dass eine echte Diversifizierung gewährleistet ist.“

Frontal 21 Nachgehakt v 24.4.2012Immerhin meldet Frontal 21 Nachgehakt Lebensmittelspekulation (ZDF) am 24.4.2012, dass ihre Kritik an der Spekulation mit Grundnahrungsmitteln dazu geführt hat, dass die Dekka-Bank (Sparkasse) ihre Fonds zum Jahresende schließen will. Die Deutsche Bank prüft noch…

 

Und auch Christian von Hiller legt in der FAZ mit dem Artikel „Neue Fondskonzepte – Anleger setzen auf Wasser und Frontier Markets“ nach und verdeutlicht, mit wie viel „Rafiness“ und (krimineller) Energie hier neue Finanzprodukte strukturiert werden:

„Ein Klassiker unter den Themenfonds ist der Global Basic Fund der britischen Fondsgesellschaft M&G. Er wird seit seiner Auflegung im Jahr 2000 vom Fondsmanager Graham French verwaltet. French will mit diesem Fonds vor allem in Unternehmen investieren, die Güter und Dienstleistungen für den Grundbedarf aller Menschen herstellen. Denn diese Unternehmen können nach Frenchs Überzeugung unabhängig von der jeweiligen Lage der Weltwirtschaft wachsen. Allerdings ist der Global Basics relativ stark auf Aktien aus dem Rohstoffsektor ausgerichtet, weil hier ein großer Weltbedarf besteht. Zwar hatte der Fonds im vergangenen Jahr, das für Fondsmanager anspruchsvoll verlaufen ist, einen Wertverlust von knapp 10 Prozent. Doch auf drei Jahre gesehen konne der Fonds den Anteilswert um rund 100 Prozent steigern.
Junge Märkte

Carlos von Hardenberg konzentriert sich auf das Thema der ganz jungen, gerade entstehenden Aktienmärkte, Frontier Markets im Finanzjargon genannt. Er ist Fondsmanager bei Franklin Templeton und arbeitet somit eng mit der großen Schwellenmarkt-Legende Mark Mobius zusammen. Seit gut sechs Jahren investiert Hardenberg in Länder wie Kolumbien, Peru, Vietnam, Bangladesch, Turkmenistan, Nigeria oder Kenia. An einem Aktienindex auf diese Märkte orientiert er sich nicht. Bevor er in ein Land investiert, prüfe er die rechtlichen und makroökonomischen Rahmenbedingungen, sagt Hardenberg. Falle dies günstig aus, suche er konsequent nach attraktiven Aktien, unabhängig davon, ob sie ein großes oder kleines Gewicht in einem Index hätten.“

Bedenklich erscheint auch die Tonlage, mit der die ZEIT ihrer Leserschaft versucht, Wasser-Investments schmackhaft zu machen:

Wasseraktien Kühles Geschäft

Wasserfonds locken mit hohen Renditen. Die Wasserknappheit beheben sie nicht.

„Sein Geld vermehren und dabei noch etwas Gutes tun – das ist ein alter Gedanke, der sich nach wie vor gut verkauft. Von nachhaltiger Geldanlage ist dann gerne die Rede, und als solche gelten auch sogenannte Wasserfonds

… Unternehmen, die im Wassersektor arbeiten, werden sich vor Aufträgen kaum retten können, so das Kalkül vieler Investmentgesellschaften. Mittlerweile gibt es europaweit knapp 20 Wasserfonds, die meisten davon wurden erst in den vergangenen Jahren aufgelegt…

…Fondsexperte Liebe weist die Kritik an der privaten Wasserversorgung zurück. »In der Frühphase gab es sicherlich Übertreibungen, doch mittlerweile funktioniert das viel besser«, sagt er. Wichtig sei eben, dass die Preise von öffentlicher Seite reguliert würden, damit sie nicht ins Unendliche stiegen. Dann aber seien private Investitionen hilfreich, um der Wasserproblematik zumindest teilweise beizukommen. Die Kommunen hätten oft nicht das nötige Geld…“

Kommentar Wasserbürger: Die strikte Regulierung durch die öffentliche Hand ist schon aufgrund der sozialpartnerschaftlichen Ausrichtung so genannter Privater-Öffentlicher-Partnerschaften („teilweise“) nicht möglich, was sich am Beispiel der Berliner Wasserbetriebe verdeutlichen lässt. Sobald es um die Maximierung der Gewinne geht, kennen die Privaten kein Pardon. Interessierte vergleichen bitte die beiden aktuelle Berichte in der Berliner Morgenpost von Jens Anker:

12.04.12 Millionen-Forderung – Berlinern drohen noch höhere Wasserpreise von Jens Anker

13.04.12 Investoren fordern von Berliner Wasserbetrieben Millionen von Jens Anker

 

 

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