Mittwoch, 8.2.2012, 11.35 Uhr, dlf: Medikamentenspuren belasten Umwelt

„Arzneimittelreste gehören nicht ins Abwasser“

Medikamentenspuren belasten Umwelt

Ina Ebert im Gespräch mit Georg Ehring

Medikamentenreste im Abwasser können Auswirkungen auf das Ökosystem haben. So können Rückstände von Pillenhormonen beispielsweise zur Verweiblichung von Fischen führen, sagt Ina Ebert vom Umweltbundesamt. Die korrekte Entsorgung ist daher wichtig.

Und zu diesem Thema passend ein Artikel aus der „Märkischen Allgemeinen“

In Zukunft mehr Chemie im Wasser

Berliner Forschung zu „Sauberem Trinkwasser“

BERLIN – Zur Feier des Tages trank Andreas Hartmann, der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Wasser Berlin, ein Glas Berliner Leitungswasser: „Nicht gechlort, nicht belastet und sehr gesund“, wie er im Institut für Strömungsmaschinen und Technische Akustik der Technischen Universität (TU) Berlin lobte.

Die Qualität kann der Technische Vorstand der Berliner Wasserbetriebe, Georg Grunwald, garantieren – noch. Denn die Bedingungen für gutes Berliner Trinkwasser werden sich verschlechtern. Der Klimawandel wird Spree und Havel gleichsam eindampfen und weniger Wasser zur Verdünnung und Reinigung übrig lassen. Und weil die Bevölkerung immer älter wird, wird sie auch mehr Medikamente brauchen – und deren Reste werden in den Wasserkreislauf gelangen. Man rechnet mit einem Anstieg um 20 Prozent.

„Die Kläranlagen sind nicht zielgerichtet auf diese Stoffe ausgelegt“, gibt Wasserbetriebe-Chef Grunwald zu. Das soll sich nun ändern. Wasserschutzexperten und Sozialwissenschaftler der TU haben sich mit den Wasserbetrieben zusammengetan, um sich um das wachsende Problem von Keimen und chemischen Spuren zu kümmern. „Askuris“ heißt das 4,4 Millionen Euro schwere vom Bund geförderte Forschungsprojekt. Das Ziel: Sauberes Wasser für Berlin auch in der Zukunft.

„Askuris untersucht erst einmal, welche Stoffe es sind“, sagt der Leiter des Projekts, Martin R. Jekel, Lehrstuhlinhaber Wasserreinhaltung an der TU. An zweiter Stelle stehe die Frage, wie man sie entfernen könne.

Ein Studienobjekt soll der Tegeler See sein. Dort will man zum Beispiel nach Tests im Labor die Wirkung von Aktivkohle auf chemische Restbestände erforschen. Das Kompetenzzentrum Wasser will untersuchen, ob man mit Hilfe von Ozon bessere Ergebnisse bei der Wasserreinigung erzielt und welche Nebenprodukte dabei entstehen könnten. Die Kläranlagen der Zukunft sollen noch besser, aber möglichst nicht teurer werden.

Zusätzlich untersuchen Sozialwissenschaftler wie Berliner mit Wasser umgehen, wie sie Medikamente entsorgen oder wie sie sich an Badeseen verhalten. „Wir wollen systematisch bestimmte Gruppen nach Alter, Geschlecht und Bildung angehen“, sagt die Sozialwissenschaftlerin Nina Baur. Daraus können die Forscher Schlüsse ziehen, wo sie mit der Steuerung beginnen. Zum Beispiel könnte man bestimmte Medikamente weniger verschreiben oder gleich ganz verbieten oder künftig Krankenhäuser mit eigenen Kläranlagen ausstatten. (Von Rüdiger Braun)


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