Hörspiel in der Nacht von Freitag auf Samstag, d. 27. / 28. Januar um 0.05 Uhr: Kein Wort zu Oosterbeek von Daniel Goetsch
Das Hörspiel beruht auf Recherchen zu den alljährlich stattfindenen Bilderberg-Konferenzen, auf denen seit 1954 auch die Welt-Elite ihr neoliberales Garn spinnt und weltweit Fäden und Strippen gezogen werden. Und da ist es doch passend, dass das dlf-Magazin „Freispiel“ dem Mythos der Verschwörungstheorien auch gleich am Sonntag abend um 20.05 Uhr auf den Grund geht in der Sendung „Mythos Bielefeld“.
Auch wenn nur ein Protokoll aufgetaucht ist, so kann die Wannseekonferenz keiner Verschwörungstheorie zugeordnet werden und es ist bedauerlich, dass anlässlich des 70. Jahrestages kein Fernsehsender am 20. Januar auf die beiden Filmproduktionen zurückgriff, in denen die filmische Umsetzung des Wannseeprotokolls die nüchterne Brutalität der verwaltungstechnischen Durchsetzung des Massenmords vor Augen führt. Immerhin hat Phoenix am Sonntag zuvor um 14 Uhr die deutsche Filmproduktion „Die Wannseekonferenz“ von 1984 ausgestrahlt und Bayern III legte auch einige Tage später nach, allerdings stellt sich die Frage, warum ein so wichtiger Beitrag zur Erinnerungskutlur zu nachtschlafener Zeit ausgestrahlt wird. Auch beeindruckend ist die englische Adaption des Protokolls in dem Film „Conspiracy“ aus dem Jahr 2001 mit dem begnadeten Schauspieler Kenneth Branagh in der Rolle des Reinhard Heydrich. Diese Fassung wurde von arte 2010 ausgestrahlt – und zwar um 20.15 Uhr, also zu einer Sendezeit, die der Bedeutung dieses Themas gerecht wird.
Auch wenn der Umgang mit der deutschen Erinnerungskultur beim Leitmedium zu kritisieren ist, so hat – wieder einmal – eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt positives geleistet: Unter dem Titel „Von der Wannseekonferenz zum Remer-Prozess“ strahlt der Deutschlandfunk in der Sonntags-Reihe „Essay und Diskurs“ eine 4-teilige Reihe aus. Und so können wir zwar die Augen vor dem Zurückliegenden verschließen, aber nicht unsere gespitzten Ohren.