8.10.2013, 9.10 Uhr, dlf: Griechenland – ausländische „Investoren“ müssen „Eintritt“ zahlen

Kurzkommentar Wasserbürger: Statt dem massivem Personalabbau an Steuerprüfern in den griechischen Finanzämtern entgegen zu wirken (s. den Hinweis auf die dlf-Reportage unten), wird der Ausverkauf Griechenlands neoliberal optimiert.

Not macht erfinderisch

Griechenland verkauft mit teuren Immobilien zusätzlich eine Aufenthaltsgenehmigung

Von Jannis Papadimitriou

„Seit der Schuldenkrise ist der griechische Immobilienmarkt zusammengebrochen. Um die Verkäufe anzukurbeln, steigern die findigen Hellenen nun den Wert ihrer Immobilien, indem sie an den Verkauf von teuren Objekten noch eine Aufenthaltsgenehmigung für EU-Ausländer knüpfen…

… Doch Grigoropoulos ist zuversichtlich, dass die gut betuchten Kunden aus Russland oder China das Geschäft wiederbeleben können. Auch bei der Vereinigung griechischer Makler finden die Visaerleichterungen für vermögende Immobilienkäufer aus dem Ausland Zustimmung. Verbandssprecher Jannis Revythis:

„Für uns entsteht ein neues Kundenpotenzial. Die Russen suchen nach Immobilien in Nordgriechenland oder auf Kreta. Investoren aus dem arabischen Raum interessieren sich vor allem für die Inseln Mykonos und Santorini in der Ägäis. Kleinere Wohnungen in der Athener Innenstadt sind beliebt in allen Zielgruppen.“

Davon profitiert nicht zuletzt der Staat. Bei jedem Immobilienerwerb ist nämlich eine Mehrwertsteuer in Höhe von 23 Prozent fällig – was bedeutet, dass ein Käufer aus Russland, der 250.000 Euro investiert, weitere 57.000 Euro an den griechischen Fiskus abführen muss. Dazu kommen diverse Grund- und Immobiliensteuern.

Im Gegenzug bekommt der Investor eine Aufenthaltserlaubnis über fünf Jahre. Für sich und für seine Familie. Die griechische Presse beurteilt die neue Regelung positiv, mahnt aber auch, dass nicht der Eindruck entstehen dürfe, der Staat betreibe Handel mit der Aufenthaltsgenehmigung…

… Ähnliche Vorschriften gebe es schon in Spanien, Portugal und Zypern, berichtet Revythis. Da sei es nur konsequent, dass auch Griechenland Anleger mit einer Aufenthaltserlaubnis locken will.“

Zum vollständigen Bericht

s. hierzu auch die dlf-Reportage „Wenig Fahnder, viel Steuerhinterziehung – Griechenlands Sparkurs erschwert den Kampf gegen Abgabensünder“ von Jerry Sommer vom 18.10.2012:

„Eine Ursache dafür ist auch der Personalabbau in der Steuerverwaltung, den die griechische Regierung unter dem Druck der Troika betreibt, kritisiert die Steuerbeamtin Katharina Proktou: „Vor drei Jahren waren wir im ganzen Land 16.500, jetzt sind wir nur noch 9500. Bei mir in der Abteilung sind von 65 Steuerbeamten nur 40 übriggeblieben.“ Das ist eine der Widersprüchlichkeiten der gegenwärtigen Sparpolitik: Mit weniger Steuerbeamten kann man weder Steuerhinterziehung wirkungsvoll bekämpfen noch Steuergerechtigkeit herstellen…“

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