Die Kanalisierung des Widerstands oder:
Für jede Zielgruppe das passende Angebot!
Tag der offenen Tür in den Bundesministerien, Suppe & Mucke, Fuckparade
Alles an einem Tag und für jeden das Passende
Jedes Jahr im August öffnet die Regierung ihre Türen und lädt die Bürger ein zum Dialog. Am Tag der offenen Tür können Bürger in das Bundeskanzleramt oder in die Bundesministerien und dort versuchen, mit Regierungsbediensteten ins Gespräch zu kommen. In Zeiten des zunehmenden Bürgerprotests eine gute Möglichkeit, nicht nur den politisch korrekten Dialog mit den politisch Verantwortlichen zu suchen, sondern auch mit originellen Formen des zivilen Ungehorsams seine Unzufriedenheit mit der offiziellen Politik mediengerecht zum Ausdruck zu bringen. Den Initiatoren solcher Protestformen wäre die Aufmerksamkeit der an diesem Tag und an diesen Orten präsenten Massenmedien gewiss. Doch auch in diesem Jahr werden am 20. und 21. August Protestaktionen ausbleiben. Weder werden Hunderte von Hartz-IV-Betroffenen sich im Arbeitsministerium zu einem friedlichen Sitzstreik einfinden, noch werden Flugroutengegner dem Verkehrsministerium ihre Aufwartung machen und auch das Wirtschaftsministerium wird keinen Ansturm von Privatisierungskritikern der Daseinsvorsorge befürchten müssen. Warum? Weil – wie auch in den Jahren zuvor – an diesem Tag zielgruppenspezifische Alternativen zur friedlichen Kanalisierung des Protests angeboten werden.
Die gemäßigten Kritiker an der gegenwärtigen Politik alternativloser Sparzwänge, die sich durch ehrenamtliche Arbeit engagieren, dürfen sich auf dem Straßenfest „Suppe und Mucke“ in Friedrichshain ab 14 Uhr zwischen Sonntagstraße und Gryphiusstraße austoben, während den radikalen Systemkritikern die Möglichkeit eingeräumt wird, ihre Meinung den politisch Verantwortlichen auf der Fuckparade ab 15 Uhr vor dem Bunker in der Reinhardtstraße in Mitte geigen zu können – selbstverständlich begleitet von harten, schnellen und vor allem lauten Beats. Ob dieser Sound des Widerstands auch bis in die Bundesministerien vordringt, ist nicht zu befürchten. So bleiben alle unter sich und keine Gruppe tritt den Anderen auf die Füße oder in andere Körperteile.
30. August, 19.00 bis 21.30 Uhr, DGB (Keithstraße 1-3, Wilhelm-Leuschner-Saal): Fragen zur Wahl – Berlin 21 diskutiert mit den Parteien des Abgeordnetenhauses die zukunftsfähige Gestaltung Berlins
12. Sept., 18 Uhr, dbb-Forum (Friedrichstr. 169/170): Stadtgespräch „Bürgerschaftliche Mitverantwortung ernst nehmen“