Regierungszusammenbruch in Österreich durch den Satiriker Jan Böhmermann verursacht?

Regierungszusammenbruch in Österreich
Durch den Satiriker Jan Böhmermann verursacht?

(Update 1 vom 20.05.2019)

Der mit einer versteckten Kamera gefilmte Videomitschnitt, der den FPÖ-Vizekanzler HC Strache auf Ibiza vor zwei Jahren in einem mehrstündigen Gespräch mit einer russischen Oligarchin und anderen zeigt und die korrupten Praktiken der rechtsradikalen FPÖ bei der Auftragsvergabe im Immobiliensektor aufdeckt sowie die Manipulation der Presse am Beispiel der auflagenstarken Kronen-Zeitung offenbart, hat nicht nur zum Rücktritt des Vizekanzlers Strache und seines Parteikollegen und Abgeordneten Johann Gudenus geführt. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz kündigte am 18. Mai Neuwahlen für Anfang September an.

Der Videomitschnitt, der in Auszügen von den deutschen Printmedien Spiegel und der Süddeutschen Zeitung am 17. Mai veröffentlicht wurde, ließ die Frage nach der Herkunft offen. In der Talkshow „Anne Will“ vom 19. Mai wies der Leiter des Spiegel-Hauptstadtbüros, Martin Knobbe, darauf hin, dass dem Spiegel die Unterlagen erst vor einer Woche zugegangen sein sollen. Nach einer eingehenden Überprüfung sei dann nach erfolgter Verifizierung die Veröffentlichung am 17. Mai erfolgt.

Der Satiriker und zweifacher Romy-Preis-Träger Jan Böhmermann erwähnte bereits im April in seiner Sendung „Neo-Magazin-Royal“, dass er – bezugnehmend auf die Verleihung des österreichischen Romy Fernsehpreises – nicht persönlich erscheinen könne, weil er „gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchen-Villa auf Ibiza rumhänge und verhandel darüber ob und wie ich die Kronenzeitung übernehmen kann“. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigte Böhmermanns Manager Peter Burz am Samstag, dass Böhmermann von dem Video wußte. Burz dementierte aber, dass die Aufnahmen Böhmermann angeboten worden seien. Da sie ihm nicht angeboten worden seien, habe er sie auch nicht abgelehnt, ließ Burz mitteilen. Diese Formulierung führt zu der (nicht gestellten, obwohl naheliegenden) Frage, ob das Team um Jan Böhmermann dieses Material nicht selbst erstellt hat. Der Berliner Morgenpost folgert am 19.5. in dem Artikel „Jan Böhmermann macht in „Neo Magazin Royale“ Andeutung“:


„Unklar ist aber, ob Böhmermann tatsächlich dahinter steckt oder nur von dem Video gewusst hatte. Eine Überraschung wäre es aber nicht, wenn Böhmermann am Ende doch dahinter steckt. Hatte er doch mit #verafake 2016 bereits die Sendung „Schwiegertochter gesucht“ geprankt und damit die Show entrüstet.“

Aufgrund des Quellenschutzes wird die interessierte Öffentlichkeit auch weiterhin auf Mutmaßungen und (schlüssige) Indizien im Rahmen von Plausibilitätsketten angewiesen sein. Dass Böhmermann sich in der letzten Zeit intensiv mit Österreich auseinandergesetzt hat, beweist die von ihm im Grazer Künstlerhaus organisierte Ausstellung „Deuscthland#ASNCScreenshot_2019-05-20 ibiza video böhmermann - Google-SucheHLUSS#Östereich“1. Es bleibt abzuwarten, ob sich weitere Indizien für die These der Urheberschaft Jan Böhmermanns finden oder ob diese gelungene Enthüllung des Weltbildes rechtsradikaler Führungskräfte auf andere zurückzuführen ist. Letztendlich stellt sich die Frage „Cui bono?“ – Wem nützt der jetzige Zusammenbruch des rechtsradikalen Regierungsbündnisses in Österreich. Und so bleibt abzuwarten, wer aus der Wahl Anfang September als Sieger hervorgehen wird. Doch bis dahin hält Jan Böhmermann noch einige Überraschungen für uns bereit!

1 Siehe hierzu den Tagesspiegelartikel „Nur Satirikern ist der kalkulierte Grenzübertritt gestattet“ von Paul Dalg https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/jan-boehmermann-in-der-kritik-nur-satirikern-ist-der-kalkulierte-grenzuebertritt-gestattet/24330712.html
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