Hinweis in „eigener“ Sache: Zur Bedeutung von O-Tönen

Anlässlich der Debatte, die durch Merkels Auftritt gegenüber dem palästinensischen Flüchtlingsmädchen im Rahmen einer Image-Kampagne ausgelöst wurde, strahlte der Deutschlandfunk am 18.7.2015 in der Reihe „Markt und Medien“ unter dem Titel „Warum gibt es keine interessanten Merkel-Interviews“ ein sehr hörenswertes Interview mit dem Journalisten Arno Luik aus. Arno Luik erinnerte sich an ein 15 Jahre zurückliegendes Interview mit der Bundeskanzlerin, das er zunächst als sehr gelungen empfand. Im Rahmen des für die Print-Medien üblichen Prozess der Autorisierung wurde das Interview jedoch redigiert und erheblich verändert (O-Ton Luik 1:11 Min). Wir erinnern in diesem Zusammenhang auch an eine unter der Regierung Helmut Kohls bekannt gewordene Praxis, dass im Fall von Radio- und Fernsehinterviews es zur üblichen Praxis gehört, die journalistischen Fragen vor  den „live“-Interviews vorzulegen.

Während der authentische Gehalt von Informationen aus Interviews in Print-Medien oder anderen schriftlichen Veröffentlichungen kritisch zu hinterfragen ist, erscheinen die auf diesem Portal bevorzugten O-Töne aus Talk-Shows (TV und Radio) aufgrund ihrer Unmittelbarkeit besser geeignet, vermitteln sie doch vor allem einen unverfälschten Eindruck in die „Denke“ von Führungskräften. Auch dass der politische Journalismus in seiner gegenwärtigen Praxis immer stärker dazu tendiert, zur Hofberichterstattung zu verkommen, mahnte Arno Luik völlig zu recht an (O-Ton Luik O:46 Min). Stellt man zusätzlich die ökonomischen Veränderungen in den Besitzverhältnissen der Tagespresse in Rechnung, wie sie der Polit-Kabarettist Volker Pispers treffend auf den Punkt gebracht hat, dann finden sich genügend Gründe, die nicht nur eine kritische Haltung gegenüber der Medienlandschaft begründen und untermauern, sondern die eine umfassende Reform der Medien und Presselandschaft zwingend erfordern.

Thomas Rudek
Interessengemeinschaft für Demokratie, Bürgerbeteiligung und Transparenz (IG DeBüT)

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