arte, 23.06.2015, 20.15 Uhr: „Whistleblower“ – verräterische Helden? / Falciani und der Bankenskandal

Am 23.06.2015 wird um 20.15 Uhr auf arte der Dokumentarfilm „Falciani und der Bankenskandal“ ausgestrahlt. Anschließend folgt noch ein 15-minütiges Gespräch mit dem Whisteblower.

Falciani und der Bankenskandal, Dokumentarfilm Deutschland 2014, arte, 23.06.2015
Der investigative Dokumentarfilm ist ein Finanz- und Polit-Thriller rund um die Story des Whistleblowers Hervé Falciani. Der ehemalige HSBC-Mitarbeiter spielte Frankreich im Jahr 2008 Daten von über 100.000 privaten Nummernkonten zu. Sie halfen, europaweit Steuerhinterziehungen in Milliardenhöhe aufzudecken. Durch undeklarierte Offshore-Vermögen in Steuerparadiesen gehen den Finanzbehörden weltweit geschätzt Hunderte Milliarden Euro an Steuern verloren – jährlich. Lange galt es als Kavaliersdelikt, private Vermögen vor dem Fiskus zu verstecken. Den Transfer der Gelder übernahmen Banken, die spezielle „Service-Leistungen“ anboten.

Der Dokumentarflim wird ohne das Gespräch zu folgenden Terminen wiederholt:
Fr, 26.06. um 8:55 Uhr
Di, 30.06. um 8:55 Uhr

„Whistleblower“ – verräterische Helden? – Gespräch mit Hervé Falciani, arte, 23.06.2015, 21:45 – 22:00

Zu Gast: Whistleblower Hervé Falciani. Die Diskussion greift das Thema des Dokumentarfilms auf und fragt nach der grundsätzlichen Legitmität der Aktivität von Whistleblowern. Über den Fall Falciani hinaus wird nach moralischen und juristischen, durchaus auch umstrittenen, Aspekten gefragt. Was ist legitim, und unter welchen Umständen agieren Whistleblower legal oder legitim?

Als Interessengemeinschaft für Demokratie, Bürgerbeteiligung und Transparenz erinnern wir in diesem Zusammenhang auch an unseren Kommentar zur Radio-Sendung Enthüller oder Nestbeschmutzer? Wie Deutschland mit den eigenen Whistleblowern umgeht. Von Stefan Maas und Jens Rosbach mit einem Vorschlag, wie durch eine Novellierung des BGB der Whistleblower-Schutz gesetzlich verankert werden könnte.

Hörenswert ist auch das von Deutschlandradio-Kultur ausgestrahlte Interview mit dem ehemaligen Steuerfahnder Rudolf Schmenger, der gemeinsam mit anderen hessischen Kollegen zwangspsychiatrisiert wurde, weil die Arbeit zu gut gemacht wurde: Steuerhinterziehung „Uli Hoeneß ist nicht unbedingt einer der großen Fische“ – Gespräch mit Steuerberater Rudolf Schmenger, dlr, Tacheles vom 20.06.2015.

Schmenger führt überzeugend aus, dass das deutsche föderale Steuersystem nicht im mindesten den Anforderungen der Globalisierung (O-Ton Schmenger 1:53 Min) entspricht. Bis zur überfälligen Modernisierung der deutschen Steuerverwaltung bleibt nur die Hoffnung, dass auch weiterhin Whistleblower Skandale ans Tagelicht bringen. Nach LuxLeaks sind jetzt auch Kommission und europäisches Parlament aktiv geworden: Allerdings nicht um den Schutz von Whistleblowern europaweit voran zu bringen, sondern um die Betriebs- und Geschäftsgeheimnis gegen Whistleblower abzusichern! Wenn jemand – wie im Fall von LuxLeaks ein ehemaliger Angestellter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) – fragwürdige Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse ausplaudert, dann wird dieser „Verrat“ mit einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren geahndet.

s.a. zu den aktuell beängstigenden repressiven Tendenzen des Umgangs mit den Themen  Insider- und Whistleblowerschutz:
arte: „Informieren ist kein Verbrechen“ vom 28. Januar 2015 | @Judith Kormann
Europamagazin v. 08.06.2015 (ARD): Luxemburg/Brüssel: Wie die EU die Pressefreiheit gefährden könnte
SZ v. 15.12.2014 LuxLeaks – „Ich war nicht allein“ Von Bastian Obermayer
EurActiv v. 03 Jun 2015 EU-Parlament verlängert Mandat von Luxleaks-Sonderausschuss
taz v. 7. 4. 2015: Offener Brief an die EU – „Unsere Freiheit ist bedroht“
taz v. 7. 4. 2015: Wikileaks-Aktivistin über EU-Pläne „Unsicherheit für Whistleblower“
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