Mit PET-Flaschen gegen den weltweiten Durst? Minimal-Vorschläge von Prof. Mark Oelmann im dlr-Interview sind Fortsetzung der Apartheitspolitik

Kommentar Wasserbürger: Jeder mag selbst beurteilen, inwieweit die unten aufgeführten Angaben zur vita von Prof. Oelmann eine Referenz darstellen, seine Vorschläge zum Konfliktmanagement sind es nicht. Die im Interview mehrmaligen Versuche von Oelmann zur Differenzierung der wasserwirtschaftlichen Situation in hochentwickelten Industrieländern, Schwellenländern und Entwicklungsländer überzeugt vor allem dann nicht, wenn Prof. Oelmann in der Trinkwasserversorgung mit PET-Flaschen und der „desinifizierenden“ Wirkung der UV-Strahlung des Sonnenlichts einen nachhaltigen Entwicklungsansatz mit weiterführendem Potenzial zu sehen glaubt. Es ist der Moderatorin zu danken, die abschließend auf den Zynismus verweist, der von den Funktionsträgern und Experten hochentwickelter Nationen mit einer entsprechenden hochentwickelten Wassertechnologie ausgeht, wenn diese „Sachverständigen“ die Betroffenen in Entwicklungsländern mit PET-Flaschen und anderen Minimal-Vorschlägen billig abspeisen wollen. Vielleicht hätte Prof. Oelmann es bei seiner Tätigkeit im Investmentbanking der Deutschen Bank belassen sollen. Doch umgekehrt ist es für das neoliberale bzw. in diesem Falle neokoloniale Networking unerlässlich, dass genau solche Einrichtungen wie die Deutsche Bank ihre Spezialisten in die Welt schickt, damit diese als neoliberale Trojaner den Bürgern Flöhe ins Ohr setzen können und den Betroffenen vor Ort minimale und rückständige, abgeschriebene Technologien als Fortschritt für teuer Geld verkaufen. Bleiben wir noch einen Moment bei den PET-Flaschen und ihren Weichmachern. Für die zunehmende Sterilität bei männlichen Spermien werden jüngsten Forschungsergebnissen zufolge auch Weichmacher in PET-Flaschen verantwortlich gemacht. Als Leser werden Sie den Hinweis auf die Trojaner verstehen. Und wer sich die Zeit nimmt, die ausgezeichnete 45-minütige dlf-Reportage „Water Rhapsody – Wasserwirtschaft in Südafrika“ von Nora Bauer anzuhören, der wird erkennen, dass die Minimal-Vorschläge als eine Fortsetzung der Apartheitspolitik zu bewerten sind.

Hier das vollständige Gespräch mit Prof. Mark Oelmann wie Angaben zur Person

Weltweiter Durst: Das große Geschäft mit der Wasserknappheit

Prof. Dr. Mark Oelmann studierte an der Philipps-Universität Marburg und der Pennsylvania State University im Doppelstudium Volkswirtschaftslehre und Völkerkunde und promovierte bei Prof. Dr. Jürgen Donges, langjährigem Vorsitzenden der „Fünf Wirtschaftsweisen“, an der Universität zu Köln. In seiner Dissertation „Zur Neuausrichtung der Preis- und Qualitätsregulierung in der deutschen Wasserwirtschaft“, die mit dem Ehrhardt-Imelmann-Preis der Universität zu Köln prämiert wurde, setzte er sich erstmalig mit Fragen der Netzsektorenökonomik auseinander.
In seiner Berufstätigkeit blieb er genau diesen Fragen treu. Er arbeitete im Investmentbanking der Deutschen Bank AG, u.a. im Bereich der erneuerbaren Energien und der Projektfinanzierung und beriet als Managing Consultant bei der international renommierten Managementberatung Capgemini Consulting deutsche Energieunternehmen.
Etwa sechs Jahre arbeitete er beim Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) GmbH, zuletzt als Leiter der Abteilung „Wasserwirtschaft und Verkehr“. Die Begleitung bei unternehmensstrategischen Fragestellungen deutscher Wasserunternehmen sowie die Beratung von Wasserministerien und Regulierungsinstanzen in Schwellen- und Entwicklungsländern bildeten den Schwerpunkt seiner Arbeit.
Neben vielfältigen Veröffentlichungen und Vorträgen zu wasser- und regulierungsökonomischen  Themen unterrichtete Prof. Dr. Oelmann wasserökonomische Fachkurse im Masterstudiengang MERNI („Master of European Regulation of Network Industries“) der Universität Bonn. Er war als Wasser-/Abwasserexperte vom Deutschen Bundestag geladen, sitzt als einziger Nicht-Brite im „Advisory Panel on Future Regulation“ der englischen Wasserregulierungsbehörde OFWAT und ist als Gutachter für verschiedene Fachzeitschriften tätig.
Im März 2011 nahm Dr. Oelmann die Professur für Wasser- und Energieökonomik an.
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