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Zwei große Privatisierungsoffensiven waren es, die dem neoliberalen Umbau des Gesellschaftssystems den Weg geebnet haben: Mit der Privatisierung des Fernsehens begann 1984 der Zentralangriff auf das Zentralnervensystem der BRD. Auf der Jagd nach Einfaltquoten geriet zwangsläufig der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag ins Visier und so wundert es nicht, dass umweltpolitisch wichtige Filme wie „Unser Planet“ – die teuerste skandinavische Dokumentarfilmproduktion – von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zu nachtschlafener Zeit ausgestrahlt werden. Auch Umwelt-Journalisten vom Format eines Horst Stern finden heutzutage leider in den Redaktionsstuben keine Protegés, denen diese Art des wachrüttelnden, anklagenden Berichtens am Herzen liegt. Stattdessen jagt eine Soap die Andere, die Kochshows kredenzen Schmackhaftes auf der Mattscheibe, während wir uns mit Tiefkühlkost und Dosenfraß begnügen, und die Gerichtsserien sorgen dafür, dass Kriminalität in kleinspurigen Bahnen, eben leicht konsumierbar inszeniert wird und am Ende der Böse das bekommt, was er verdient. Hypnotisch konditioniert schrumpft so unser Großhirn auf die Größe eines Spatzenhirns. Durch diese mediale Parallyse – oder erscheint der Begriff der Gleichschaltung eher angebracht ? – werden günstige Voraussetzungen geschaffen, um auch der zweiten Privatisierungsoffensive gehorsam Folge zu leisten: Der Privatisierung der Altersvorsorge!
Es mag nicht weiter wundern, dass den Kampf um Sendezeiten die Privatisierungsbefürworter eindeutig zu ihren Gunsten entschieden und gewonnen haben. Umso wichtiger erscheint es, auf jene seltenen Sendungen hinzuweisen, in denen jene Wissenschaftler zu Wort kommen, die den Mythos der Privatisierung entzaubern und als Lüge enttarnen.
Auf 3Sat wurde am 8. April 2012 um 6.45 Uhr innerhalb der Reihe TELEAKDEMIE ein Vortrag von Prof. Dr. Gerd Bosbach ausgestrahlt mit dem Titel „Die instrumentalisierte Zukunftsangst: Gesetzliche oder private Rentenversicherung, wer hat den Nutzen?“ Der Vortrag kann unter http://www.tele-akademie.de/begleit/video_ta120401.php im mp4-Format heruntergeladen werden.
Und um ganz auf Nummer sicher zu gehen, setzen die „Finanzdienstleister“ nicht nur auf die Mattscheibe, sondern schlagen bereits während der Schulzeit zu, indem sie die Jüngsten mit entsprechendem Schulmaterial „versorgen“, was Verbraucherschützerin Tatjana Bielke im dlf und dlr herausstellte. In diesem Zusammenhang soll auch der Hinweis auf das aktuelle dlr-Interview mit Helmut Schorlemmer (Beauftragter für Schulsponsoring des Landes Nordrhein-Westfalen) nicht fehlen. In diesem Interview wird herausgestellt, wie der Allianz-Konzern und andere versuchen, sich über Schulmaterialien den Zugang in die Köpfe der Schüler zu verschaffen.
Und ein kleiner Nachtrag soll an dieser Stelle nicht fehlen: Brechen wir unsere generelle Kritik an der Privatisierung des Fernsehens mit einer Frage herunter, um zu verdeutlichen, wie sehr die Privatisierung dieses Leitmediums auch unser Alltag bestimmt: Wie viel Lebenszeit mehr müssen wir als passive Konsumenten aufbringen, um das quantitaiv wesentlich umfangreichere TV-Programmangebot nach sinnstiftenden, unterhaltsamen Sendungen zu durchforsten, als das vor 1984 der Fall war? Da mag es für all diejenigen, die sich als Bildungsbürger sehen, ein Trost sein, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit ihren Radiosendern durchaus ein ansprechendes Programm anbieten, um der Trivialisierung und Verblödelung entgegenzuwirken. Jüngstes Beispiel hierfür war eine ganze Reihe von Reportagen, die DeutschlandRadio Kultur über Griechenland ausstrahlte: Nahaufnahmen aus Griechenland – Reportagen aus einer Gesellschaft im Umbruch von Andrea Mavroidis. Auch der Deutschlandfunk ist an dieser Stelle hervorzuheben. Besonders hörenswert erscheinen die dlf-Reportagen zur schönen, neuen Arbeitswelt. Es klingt paradox: Wir müssen lernen, die Ohren zu spitzen, damit wir wieder das betrachtende Sehen entdecken.